Jayson Georges[1] hat den Grundgedanken, dass es drei Arten von Reaktionen auf Verstöße gegen kulturelle Normen gibt: Angst, Scham und Schuld. Das heißt, es gibt drei allgemeine Arten von Kulturen: Schuld-Unschuld-Kulturen, Scham-Ehre-Kulturen und Angst-Macht-Kulturen. Hier entwickeln wir Werkzeuge für mündliche Denker, um diese allgemeinen Kulturtypen und insbesondere die Kultur Deiner Zielgruppe zu verstehen. Das bessere Verständnis wird Dir helfen, ein passendes Geschichten-Set für Deine Zielgruppe zu entwickeln. Weitere Informationen findest Du auf seiner Website https://honorshame.com. Ich empfehle auch den Kulturtest, einen kostenlosen Test zur Analyse des Publikums Ihrer Zielkultur: https://honorshame.com/theculturetest/, leider in Englisch.
Die folgenden Geschichten sollen Dir helfen das besser zu verstehen, sie sollen einfach mal illustrieren, wie das aussehen kann.
Beispielgeschichten Schuld-Unschuld-Kultur, Scham-Ehre-Kultur und Macht-Angst-Kultur
Die folgenden Geschichten hat Chat GPT erstellt, sollte ein Copyright verletzt worden sein, bitte melden und ich entferne es:
Schuld-Unschuld-Kultur:
Jonas Meier beginnt voller Zuversicht seinen neuen Job als Buchhalter in einem internationalen Maschinenbauunternehmen. Der Chef ist charismatisch, das Team freundlich, das Gehalt stimmt – endlich scheint er angekommen zu sein.
Doch schon in den ersten Wochen stößt er in alten Bilanzen auf Ungereimtheiten: Umsätze, die keinen Sinn ergeben, fehlende Schulden, manipulierte Zahlen. Als er einen Kollegen darauf anspricht, erhält er nur ein müdes Lächeln:
„Das weiß hier jeder. Der Chef sorgt dafür. Mach dir keinen Kopf – oder willst du gleich deine Karriere riskieren?“
Jonas ist schockiert. Die Bilanzen gehen an Banken, Investoren und das Finanzamt. Das ist Betrug – strafbar. Und als Buchhalter steht er mitten in der Verantwortung.
Tagelang ringt er mit sich. Schweigen hieße Mitwisserschaft, Lügen bei Prüfungen, Verrat an seinen Werten. Doch ein Hinweis an die Behörden könnte seine Zukunft ruinieren. Kündigung, Rufschaden, Ausgrenzung – all das wäre die Folge.
Soll er den Chef konfrontieren, auf ein Wunder hoffen? Oder anonym Anzeige erstatten und sofort verschwinden?
Während er die nächste fehlerhafte Zahl auf dem Bildschirm sieht, weiß Jonas nur eins: Die Zeit für eine Entscheidung läuft ab.
Ehre-Scham-Kultur:
Yusuf, 32, lebt im Nahen Osten. Er hat sich als Schreinermeister einen guten Namen erarbeitet. Nun erfüllt er sich seinen Traum: eine eigene Werkstatt. Mit Kredit, Maschinen und unermüdlichem Fleiß baut er auf, was er sich jahrelang erkämpft hat. Für ihn bedeutet es Freiheit, für seine Familie Stolz und wachsende Ehre.
Die Nachricht verbreitet sich schnell, Verwandte und Nachbarn gratulieren. Onkel Faruk ist besonders stolz – und schlägt mit fester Stimme vor, seinen Sohn Kemal einzustellen. „Das ist die Chance für ihn, und für dich eine Hilfe.“
Yusuf kennt Kemal: freundlich, aber unzuverlässig, oft verspätet, ohne echtes Talent. In seiner Werkstatt kann er sich keine Fehler leisten. Doch ein Nein würde als Brüskierung gelten. Faruk ist angesehen, sein Wort hat Gewicht. Eine Ablehnung würde bedeuten, dass Yusuf den Onkel öffentlich zurückweist – ein Angriff auf dessen Stolz, auf die ganze Familie. Schon jetzt spürt Yusuf die unausgesprochene Erwartung, die Blicke, das Gewicht der Tradition.
Wenn er nachgibt, gefährdet er seine Arbeit. Wenn er ablehnt, riskiert er mehr: verletzte Ehre, Gerüchte, ein Klima aus Misstrauen und stiller Feindseligkeit. Und er weiß, wie schnell sich in seiner Gemeinschaft leises Murren in offene Spaltung verwandeln kann.
Yusufs Traum droht zum Auslöser eines Familienstreits zu werden, der alles zerreißt.
Macht-Angst-Kultur:
Kwabena, 38, lebt in Ostafrika. Er hat sich als Bauhandwerker einen guten Ruf erarbeitet. Nun eröffnet sich ihm die Chance seines Lebens: Eine internationale NGO will in der Region eine Schule bauen – mit lokalem Personal. Kwabena ist als Bauleiter im Gespräch, mit Aussicht auf weitere große Projekte.
Doch das vorgesehene Grundstück liegt heikel. Für die Dorfbewohner ist es heiliger Boden, ein Ort, an dem einst Ahnenrituale stattfanden. Dort, so sagt man, ruhen die Geister der Vorfahren.
Ein angesehener Schamane warnt ihn mit eindringlicher Stimme: „Wenn du dort baust, werden die Ahnen dich strafen. Unglück wird über dein Haus kommen.“ Kwabena kennt Geschichten von Menschen, die nach ähnlichen Verstößen krank wurden oder alles verloren. Auch seine Familie mahnt ihn, die Geister nicht zu verärgern.
Doch ein Nein würde bedeuten: keine Schule für die Kinder, kein Auftrag, kein Aufstieg. Die NGO erwartet eine schnelle Entscheidung und hält wenig von Ritualen und Verzögerungen. Kwabenas Frau rät, ein Versöhnungsritual zu wagen – kostspielig, riskant, vielleicht aber die einzige Brücke.
Zwischen wirtschaftlichem Fortschritt und spiritueller Angst, zwischen der Anerkennung der Stadt und den Traditionen des Dorfes, steht Kwabena am Scheideweg – und weiß, dass jede Wahl Opfer fordert.
Angst, Scham, Schuld – Welche Geschichten aus der Heiligen Schrift?
Nachdem man sich überlegt hat, was die Zielkultur prägt, kommen hier Vorschläge für die jeweiligen Kulturen. Bedenke, der Regelfall ist eine Mischkultur, so kann auch eine Mischung aus verschiedenen Geschichten Sinn machen. Über Mischkulturen schreibe ich noch mehr in meinem nächsten Blog
Macht-Angst-Kultur
Ein Vorschlag eines türkischen Gläubigen:
a) um die Gute Nachricht weiterzusagen:
Josef—Genesis 37–50
Die Befreiung der Nachkommen Abrahams durch Mose Exodus 12,1-33 Deuteronomium 18,15
Gott bahnt einen Weg durch das Meer Exodus 14,1-31
Der Befreite Markus 5,1-20
Hinrichtung Jesu, Lukas 23:32-56
Auferstehung Jesu Lukas 24,1-7,36-47 Matthäus 28,19-20, Apostelgeschichte 1,8-11
b) für Gläubige
Der erste Ungehorsam gegen Gott Genesis 3:1-24
Die Befreiung der Nachkommen Abrahams durch Mose Exodus 12,1-33 Deuteronomium 18,15
Gott bahnt einen Weg durch das Meer Exodus 14,1-31
Josef—Genesis 37–50
Elia auf dem Karmel 1. Könige 18
Jesu Versuchung Lukas 4,1-13
Der Befreite Markus 5,1-20
Auferstehung Jesu Lukas 24,1-7,36-47 Matthäus 28,19-20, Apostelgeschichte 1,8-11
Ehre-Scham-Kultur
Erschaffung der Welt Gen 1-2
Der erste Ungehorsam gegen Gott Genesis 3:1-24
Rut
Hannas Kinderwunsch 1. Samuel 1+2,18-21
David und Mefi-Boschet 2. Samuel 9,1-13
Die Geschichte vom Großen Festmahl Lukas 14,15-24
Die Geschichte von den verlorenen Söhnen Lukas 15,11-32
Unschuld-Schuld-Kultur
Der erste Ungehorsam gegen Gott Genesis 3:1-24
Abraham Genesis 12,1-7; 15,1-6
Gott stellt Abraham auf die Probe Genesis 22,1-19
Die Befreiung der Nachkommen Abrahams durch Mose Exodus 12,1-33 Deuteronomium 18,15
Botschaft der Hoffnung Jesaja 52,13-53,12
Jesu Taufe Lukas 3,1-3, 10-22 Matthäus 3,7-9, 13-15, Johannes 1,29
Hinrichtung Jesu, Lukas 23:32-56
Auferstehung Jesu Lukas 24,1-7,36-47 Matthäus 28,19-20, Apostelgeschichte 1,8-11
In zukünftigen Blogbeiträgen werde ich auch immer wieder ein Geschichtenset vorstellen. Das ganze Material mit ausformulierten Geschichten findest Du in meinem Handbuch „Geschichten und Mündliche Bibeln“ unter diesem Link. Da mein Handbuch weiter wächst, kann ich nur die aktuelle Seite angeben, Seite 354f, bzw. 364, die sich aber ändern wird. Ansonsten im Inhaltsverzeichnis nachschauen unter „14.4 Angst, Scham, Schuld – Mit anderen Augen“ bzw. “ Angst, Scham, Schuld – Welche Geschichten aus der Heiligen Schrift?“
[1] Jayson Georges: „Mit anderen Augen Perspektiven des Evangeliums für Scham-, Schuld- und Angstkulturen“ Neufeldverlag 2022
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